Am 27. und 28. November nahmen Prof. Dr. Gisela Müller-Brandeck-Bocquet und Manuel Pietzko, M.A. an der „Jean Monnet Biennial Conference 2017“ in Brüssel teil. Die zwei Tage hatten zum einen das Ziel, für neue Jean-Monnet-Projektteilnehmer einige technische Informationen zur Umsetzung der Maßnahmen zur Verfügung zu stellen und zum anderen, Kontakte zu anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu knüpfen, die ebenfalls durch das Jean-Monnet-Programm gefördert werden. Die Konferenz war somit auch von offizieller Seite der Startschuss für den Jean-Monnet-Lehrstuhl von Prof. Müller-Brandeck-Bocquet.

„Never waste a good crisis“

Der erste Tag stand im Zeichen grundlegender Informationen. Was ist generell bei der Umsetzung von Jean-Monnet-Projekten zu beachten? Welche spezifischen Aspekte gelten bei der Finanzierung? Wie sollten die Ergebnisse der Projekte am besten verbreitet werden? Besonders der letzten Frage widmete sich die Konferenz ausführlich. So folgten am Nachmittag zwei Paneldiskussionen zu „Best Practices in Jean Monnet Activities“ und „Ideas für the new programme period“, in denen die Panel-Teilnehmer immer wieder darauf verwiesen, dass die Verbreitung nicht nur auf universitärer Ebene, sondern auch in die Bevölkerung hinein eines der wichtigsten Anliegen der Jean-Monnet-Projekte ist und sein wird. So war dann auch ein Zwischenfazit, dass der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union zwar ein klares Krisenzeichen sei; durch solche großen Krisen würden sich die Menschen allerdings mehr für die EU und ihre Politik interessieren. Oder wie es Moderatorin Anita Pelle formulierte: „Never waste a good crisis“.

Der zweite Tag widmete sich mit Panels zu „Plans for the Future of Europe“ und „Reflections and actions on how to shape Europe’s future“ inhaltlichen Themen. Während sich im ersten Panel Alexander Mattelaer (Egmont Royal Institute for International Relations) und Pieter Cleppe (Open Europe) eher für weniger Europa aussprachen, plädierte die polnische Abgeordnete Roza Thun Hohenstein (EVP-Fraktion, Europäisches Parlament) für weitere Schritte insbesondere in Richtung einer europäischen Gesellschaft. Hierfür hat sie z.B. europäische Medien und eine stärkere Förderung des insbesondere englischsprachigen Schulunterrichts im Blick.

Arnout Molenaar: „Hätten Sie mich vor einem Jahr gefragt, ob es ein gemeinsames Vorgehen von bis zu 25 Staaten im Bereich der Verteidigungspolitik geben könnte, hätte ich herzlich gelacht.“

Im letzten Panel zu „The future of European Defence“ war die Ständige Strukturierte Zusammenarbeit (PESCO) das vorherrschende Thema. Ist es ambitioniert genug? Wie geht es von hier weiter? Hätte man nicht einen anderen Ansatz mit weniger Mitgliedstaaten bevorzugen müssen? Nachdem Arnout Molenaar (Europäischer Auswärtiger Dienst) die Entwicklung der europäischen Verteidigungspolitik seit 2012 nachzeichnete und dabei ein durchaus positives Fazit zur aktuellen Entwicklung zog, gab Steven Blockmans (Centre for European Policy Studies) zu Bedenken, dass der Zug sich zwar in Bewegung gesetzt hätte, man aber noch nicht wüsste, in welcher Geschwindigkeit oder in welche Richtung er denn fahre. Je nach europäischer und weltpolitischer Gemengelage könnte sich die erste Euphorie schnell legen. Dann nämlich, wenn die bisher angedachten 46 Projekte nicht oder nur schlecht umgesetzt werden.

Das Panel griff also das gleiche Thema auf, das am 16.11.2017 im Sicherheitspolitischen Forum am Wittelsbacherplatz von Admiral Ehle und Prof. Müller-Brandeck-Bocquet bearbeitet worden war (vgl. den Blog-Beitrag der Lehrstuhlinhaberin). Auch hier war das Fazit: der Anfang ist gemacht, jetzt gilt es den gesetzten Rahmen mit Leben zu füllen. Dieses und andere EU-Potenzialthemen wird der Würzburger Jean-Monnet-Lehrstuhl in den kommenden drei Jahre beobachten und begleiten.